Seit über 15 Jahren wird der Geburtstag Albert Schweitzers im Herzen der Berliner City-West in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche gefeiert.
„Diese Tradition wollen wir fortsetzen. So auch zu Ehren seines 142. Geburtstages“, betonte Pfarrerin Katharina Stifel zur Begrüßung der Gäste. Rund 250 Spender, Unterstützer, Interessierte und Freunde des Albert-Schweitzer-Kinderdorfes Berlin e.V. waren gekommen, um in einer Feierstunde dem Friedensnobelpreisträger zu gedenken. Dass dieser Ort nach dem Terroranschlag vom 19. Dezember für lange Zeit ein ganz besonderer sein wird, war für die Besucher auch emotional spürbar, nicht nur durch die offensichtliche Polizeipräsenz.
„Vieles, was Albert Schweitzer in seinen Werken beschrieb, ist heute noch aktuell, zeitlos. Manches sogar aktueller denn je“, befand rbb-Moderator Raiko Thal, der als Festredner zum Thema: „Echte Toleranz ist nicht möglich ohne Liebe“, sprach. Die Meinung anderer gelten lassen ohne diese im Einzelfall teilen zu müssen– den anderen in seiner Andersartigkeit akzeptieren – das sei eine der zentralen Botschaften Schweitzers gewesen. Lateinisch „tolerare“: Erdulden, ertragen durch Liebe.
Als Bach-Interpret und Organist hätte Albert Schweitzer sicher seine Freude gehabt: Kirchenmusikdirektor Helmut Hoeft spielte eindrucksvoll Johann Sebastian Bach auf der Orgel. Schweitzer selber hatte in seiner Studentenzeit 1888/89 die Orgel der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche erklingen lassen. „Verleih uns Frieden“, sang das Vokal-Ensemble „chorus vicanorum“ aus Michendorf, unter der Leitung von Elke Wiesenberg. Die zehn Sängerinnen und Sänger trafen mit ihren ausgewählten Liedern zu Lebensfreude, Toleranz und kultureller Vielfalt genau die Gefühle der Zuhörer in dieser unruhigen Zeit. „Ich hatte wirklich Gänsehaut“, fasste es Pfarrerin Katharina Stifel am Schluss in kleiner Runde zusammen.