Abschied von Thomas Grahn

Nach mehr als 25 Jahren scheidet Thomas Grahn aus dem aktiven Dienst im Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin aus.

Am Freitag, den 20. Dezember – vermutlich nicht vor 19 Uhr – heißt es für Thomas Grahn ein letztes Mal verdient „Feierabend“ in der Geschäftsstelle in Gatow.

Man könnte sich nun fragen: Ein Vierteljahrhundert im Dienste ein und desselben Arbeitgebers – wie konnte es DAZU nur kommen?

In Zeiten von Generation Y und Z, dem ständigem Streben nach dem beruflichen „Perfect Match“, der ultimativen Erfüllung mit größtmöglicher Wirksamkeit und der über vielen ungeduldigen „Young Talents“ schwebenden Frage „Wie ist meine Zukunftsperspektive in diesem Unternehmen?“ erscheint diese Beschäftigungsdauer außergewöhnlich. Wirklich?

Eigentlich gar nicht so sehr, denn tatsächlich bleiben auch heute noch 45% der Arbeitnehmer in Deutschland mehr als 10 Jahre bei einem Unternehmen. Männer sind dem Arbeitgeber noch etwas treuer als Frauen. Die Beschäftigungsdauer hängt jedoch stark von der Tätigkeit ab. Führungskräfte bleiben am längsten.*

Aber zurück zu Thomas Grahn. Im Kinderdorf erzählt man ja gern ‚mal Geschichten – wie früher, am Dorflagerfeuer – Marketing-Neudeutsch nennt man das heute „Storytelling“. Manchmal sind es anrührende Geschichten,  teilweise aber auch Gruselgeschichten. Das Kinderdorf schreibt Liebesgeschichten, motivierende Erfolgsgeschichten, Dramen, Komödien, kleine Spionage-Stories, hin und wieder ein bisschen Slapstick und die ein oder andere Intrige. Sogar Kriminalfälle könnten erzählt werden, bei fast 60 Jahren Kinderdorf-Historie. Thomas Grahn hat persönlich sicher von alledem schon etwas erlebt bei „uns“ und weiß – ‚mal warnend, ‚mal belustigt, ‚mal dankbar, stolz und glücklich, aber in jedem Falle immer bereichernd – darüber zu berichten. Seine persönliche Geschichte im ASK Berlin ist vor allem eine Art „Heimatgeschichte“.

Und sie begann im Juli 1994. Herr Grahn wurde damals als Unterstützung des Leiters der Wirtschaftsverwaltung (Herr Menzel, +2005), eingestellt. Als dieser 1998 in den Ruhstand ging, wurde Thomas Grahn Leiter der Wirtschaftsverwaltung.

Nach der Verabschiedung von Herrn John, bildete er zusammen mit Frau Piekarski und Herrn Richter ein Leitungsteam, welches viele neue Ideen entwickelte und erfolgreich umsetzte.

Die Mehrbelastung durch den Tod von Herrn Richter meisterten Thomas Grahn und Cornelia Piekarski laut Vorstand „bravourös“ gemeinsam.

Unser Vorstandsvorsitzender Rainer Haßelmann adressierte noch weitere Worte des Lobes an Thomas Grahn, bei dessen offizieller Verabschiedung im Rahmen der Mitgliederversammlung am 15. November:

„Während Ihrer Dienstzeit haben sich die Sach- und Finanzanlagen des Vereins mehr als verdoppelt. Durch die Veränderungen der Tarifstrukturen und der Alterssicherung, sowie diverser Einzelmaßnahmen haben Sie für eine bessere Entlohnung und damit eine höhere Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden gesorgt.  Gemeinsam haben Sie das ASK inhaltlich, qualitativ und ökonomisch auf einem hohen Niveau konsolidiert und weiterentwickelt.“

Im folgenden hob Herr Haßelmann einige Highlights aus Herrn Grahns vielfältigen Tätigkeiten hervor.

Für mich, als eine der jüngeren ASK-Dienstangehörigen, gehört zu so einer Leistung eine gehörige Portion Biss („dran bleiben“), Mut, die Fähigkeit Verantwortung als Leitungskraft zu übernehmen und sich vor allem aber auch bei seinem Arbeitgeber wohl zu fühlen. Und so fallen mir beim Schreiben dieses Textes Thomas Grahns Worte ein, die er bei der feierlichen Verabschiedung von den Mitarbeitenden am Nikolaustag sprach: „Das Kinderdorf war für mich auch immer eine Art Heimathafen und ich wünsche mir, dass das für Sie, die nachfolgen, ebenso sein mag.“

Lieber Herr Grahn, Sie sind und bleiben ein Visionär, der, wie mir einst ein Kollege erklärte, bei jeder erzählten Geschichte, ein Stück Kultur für die Zukunft vermittelt.

Wir danken Ihnen für die erfolgreiche Zeit im Albert-Schweitzer-Kinderdorf Berlin. Auch wenn die Geschichte als Mitglied der Geschäftsführung mit dem 20. Dezember zuende geschrieben ist, sind wir gespannt auf mögliche „ASK-Spin-offs“ oder die ein oder andere Wiederbegegnung, z.B. im Rahmen unseres bevorstehenden Jubiläumsjahres.

Bis dahin, alles Gute!

Catharina Woitke

 

 

 

*https://www.personalwirtschaft.de/der-job-hr/arbeitswelt/artikel/fast-jeder-zweite-bleibt-zehn-jahre-und-mehr-bei-der-gleichen-firma.html (Stand: 19.12.2019)